Im Rahmen der LIK Vollzeit Schule, Ausbildung Fotografie, Film und Mediendesign besuchten die Schülerinnen die Biennale in Venedig, mit dabei war LIK Dozent Mag. Ludwig Drahosch.

LIK Dozent Mag. Ludwig Drahosch unterrichtet Filmen und Kunstgeschichte an der LIK Akademie für Foto und Design. In Venedig ließ er sich von Tizian inspirieren.

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

Aus einem Guss

In den schmalen Seitengassen Venedigs schlagen Lichter Saltos, fallen durch die irdenen Gänge, um an breiten Wänden, diffus und schmeichelnd, an dem Gesicht einer Frau vorzuführen, was in der Fotografie als Beautylight bezeichnet wird.

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

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Bewusst aufgefallen und malerisch in die Tat umgesetzt hat es Leonardo.  Er platzierte seine Modelle in den Schatten, gegenüber sonnenbestrahlter Wände,  in Seitengassen und Lichthöfe und erreichte so eine samtige Weichheit, wunderbar an seiner Mona Lisa oder der Dame mit dem Hermelin zu beobachten. Wobei das leichte Auflicht bei der Dame mit dem Hermelin darauf hindeutet, dass die Sonne auch auf den Boden traf und es nah an Mittag war. 

Das Licht „zu lesen“ fällt in Italien leicht! Es spielt sowohl in Venedig, wie auch in Florenz und vielen anderen Städten Italiens die Hauptrolle.

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

Venedig jedoch, hat noch einen hoch einzuschätzenden kunsthistorischen Aspekt nämlich seine Farben in Verbindung zum Tizian.

Diesen Ockergrünen Ton des Wassers der Seitenkanäle  Venedigs, den Tizian jeden Tag vor Augen hatte, diesen Ton fand man auch in Monte Baldo am Gardasee als Farbpigment und nannte ihn - grüne Erde.

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

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Diese grüne Erde prägt das ganze Spätwerk Tizians, so wie die Kanäle - Venedig prägen.

Ist dieser Ton falsch, also künstlich erzeugt durch die Vermischung von „Chrom Oxyd feurig“ mit Schwarz, Weiss und Ocker, dann riecht man förmlich, wie sich ein Fehler durchs ganze Bild zieht. 

Ist er echt, dann hat man den Schattenton im Inkarnat (den Hauttönen) der Früh-Italiener fast spielerisch erreicht. Vorausgesetzt, man nimmt die roten Erden aus vulkanischen Gegenden, um das Inkarnat anzufeuern. Das selbe vulkanische Rot, mit dem die roten Palazzos in Venedig aus dem Grün der Kanäle tauchen, so wie die Rot gefärbten Haare der Kurtisanen, die ihm als Modell zur Verfügung standen. Auch sie müssen hier erwähnt werden, denn das - Tizianrot führt so mancher Historiker auf sie zurück. Um die Lichtspiele noch zu steigern, nahm Tizian glühende Eisenoxide, von Englischrot bis zum hocherhitzten Caput mortuum, welche im Licht, mit Bleiweiß zur Kühle kippten und im Wechselspiel mit Veroneser Erde, das Inkarnat zum Schillern brachten. 

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

Foto: Mag. Ludwig Drahosch


Der späte Tizian baut sein ganzes Bild auf diese zwei Töne auf, obwohl in der damals blühenden Handelsstadt Venedig alles zu kaufen war, was ein Maler an Farben sich wünschen konnte.
In Venedig zu leben, muss sich für Tizian angefühlt haben, als würde er im eigenen Bild spazieren. Als Untermalung - das Grün. Darauf erheben sich die Rottöne, die im Licht ins Ocker wandern, um  durch Patina in Harmonie verbunden zu werden. So sind, die wahrscheinlich malerischste Stadt der Welt und Tizian gegen Ende seines Lebens, eine innige und intensive  Symbiose eingegangen .

Aus einem Guss - das war Tizians Leistung in der Kunstgeschichte!  Er  zeichnete keine Figuren um sie anzumalen, wie es Rafael oder der ganze Norden taten, nein, er stellte langsam eine Atmosphäre her und zog wie an einem Fotoobjektiv langsam scharf.

Aus einem Guss! Das ist auch Venedig selbst, zwischen Grün und Rot.  Eine Dame deren Schönheit mit dem Alter wächst.

Mag. Ludwig Drahosch

Foto: Mag. Ludwig Drahosch

Foto: Mag. Ludwig Drahosch